Zur geschichtlichen Entwicklung des Qigong

Schon der legendäre Gelbe Kaiser (ca.2650 v. Chr.) soll körperlich-geistige Übungen zur Verbesserung des Wohlbefindens und Gesunderhaltung des Menschen entwickelt haben.
Eine derartige Anbindung von Weisheit, Wissen oder Fertigkeiten an Personen hat in China eine ausgeprägte Tradition. Der gelbe Kaiser ist jedoch historisch nicht belegbar. Sicher ist aber dass die Entwicklung des Qigong in engem Zusammenhang mit den frühen philosophisch-religiösen Traditionen in China, dem Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus stand.

In den folgenden archäologischen Ausgrabungen zeigen, dass Aspekte, die in der heutigen Qigong-Praxis zum Tragen kommen, bereits in historischen Schriften erwähnt wurden. Es finden sich Texte zu Bewegung, Haltung, Atemführung, Selbstmassage, Aufnahme von Qi, Leiten des Qi, Imagination und Tierimitation.

  • 5.-3- Jhd. v. Chr.: Die wohl älteste Beschreibung einer Qi-Übung findet sich in der auf zwölf Nephritplättchen notierten "Jadeinschrift über das Führen des Qi".
  • 4.-2.Jhd.v.Chr.: Die erste Erwähnung von Tierimitationen in Verbindung mit Atemübungen findet sich in dem daoistischen Werk „Das wahre Buch vom Südlichen Blütenland“ von Zhuangzi/Dschuang Dsi:
    "Schnauben und den Mund aufsperren, ausatmen und einatmen, die alte Luft ausstoßen und die neue einziehen, gleiten wie ein Bär und strecken wie ein Vogel, das ist die Kunst, das Leben zu verlängern."
  • 168 v. Chr.: 1973 wurden bei Ausgrabungen in den Mawangdui-Gräbern zwei Manuskripte gefunden. Eines davon, "Der Plan zum Leiten und Führen " (Daoyintu) stellt vierundvierzig farbige Figuren in unterschiedlichen Übungshaltungen dar, deren Bezeichnungen teilweise noch erhalten sind. Sie verweisen auf therapeutische Wirkungen und benennen die Vorbilder der Bewegungen, vornehmlich Tiere.
  • 2. Jhd. v. Chr.: In einem in einem Grab der frühen Han-Zeit gefundenen Manuskript, erläutert die „Schrift über das Leiten und Ausdehnen“ (Yinshu ) eine Vielzahl prophylaktischer und therapeutischer Daoyin-Übungen, sowie die Entstehung und Vermeidung von Krankheiten und gibt darüber hinaus allgemeine Hinweise zur Lebenspflege (Yangsheng).
  • Ca. 2. Jhd. v. Chr.: Das bedeutendste klassische Werk zur chinesischen Heilkunde, der "Innere Klassiker des Gelben Kaisers" enthält im Abschnitt "Reine Fragen" (Suwen) grundlegende Gedanken zur Lebenspflege, Gesunderhaltung und Krankheitsbehandlung, die letztlich auf Naturbeobachtungen beruhen.
  • 142-219 n. Chr.: Der erste bekannte Chirurg der Welt, Hua Tuo, der durch seine chirurgischen Eingriffe und Behandlungen mit Heildrogen und Akupunktur Berühmtheit erlangte, entwickelte auf der Grundlage vorhandener Übungen das "Spiel der 5 Tiere" (Wuqinxi).
  • 960-1368 n. Chr.: In der Song- und Yuan-Dynastie wird dem Zusammenhang zwischen Jahreszeiten und Praktiken der Lebenspflege besondere Beachtung geschenkt.
    Eine bekannte Methode ist in diesem Zusammenhang die erstmals in dem Werk "Geistiger Spiegel zur Bewahrung des Lebens" ( ca. 1506) unter dem Titel "Taiqin Abbildungen über Sammlung und Zerstreuung von Wasser und Feuer gemäß den 24 Qi" dargestellte Übungsreihe, die jedem der 24 Halbmonate des Jahres eine Übung zuordnet. (Kim Tawm, Geheime Übungen daoistischer Mönche, Bauer Verlag).
  • 1368-1912 n. Chr.: In der Ming- und Qingzeit findet in größerem Umfang eine Integration der Qi-Übungen in die Heilkunde statt, die so zu einem wichtigen Bestandteil des therapeutischen Spektrums werden. Sie wurden Übungen zur Lebenspflege (Yangshen) genannt. Der Begriff Qigong stammt aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Zur neueren Geschichte des Qigong:

Die neuere Geschichte des Qigong steht in engem Zusammenhang mit der politischen Entwicklung im China des 20. Jahrhundert.

  • In den 50er Jahren wurden erste Qigong-Sanatorien gegründet. Der erstaunliche Erfolg bei der Behandlung chronischer und z.T. sehr schwerwiegender Erkrankungen sprach sich bald herum und sorgte für eine sich rasch ausbreitende Popularität von verschiedenen Qigong-Methoden.
  • 1966-1976: Während der Kulturrevolution wurde Qigong unterdrückt, teilweise verboten und viele Lehrer fanden sich zur Umschulung in der Feldarbeit wieder. Qigong wurde öffentlich nicht mehr praktiziert oder im heilkundlichen Bereich angewandt.
    Nach diesem gewaltigen Einbruch kam es nach der Kulturrevolution zu einem explosionsartigen Wiederaufleben.
  • In den 80er Jahren wurde das Praktizieren von Übungen, unter dem Dachbegriff "Qigong", zu einer Laien- und Massenbewegung, wie es sie nie zuvor gegeben hatte. Auch an den Hochschulen für Traditionelle Chinesische Medizin in Shanghai, Beijing und Nanjing erfuhr diese Methode eine Rehabilitation und es wurden spezielle Departements zur Forschung, Lehre und Behandlung mit Qigong eingerichtet.